Hundepsychologie

Hundepsychologie ist wichtiger als Hundeerziehung!

Das größte Problem im Umgang mit unseren Hunden in der heutigen Zeit ist, dass wir sie nicht mehr OLYMPUS DIGITAL CAMERAwie Hunde behandeln, sondern wie Menschen. Dies geschieht allerdings nicht mit Absicht, sondern durch unzureichendes Wissen. Ein Hund ist ein Hund und ein völlig anderes Lebewesen als der Mensch, und deshalb sollten wir ihn auch so behandeln. Wenn wir Hunde behandeln, als wären sie unseresgleichen, können sie kein glückliches, ausgeglichenes Leben führen, das ist schlichtweg unmöglich. Ich erkläre das an einem einfachen Beispiel:

Stellen Sie sich vor, Sie leben als Mensch in einem Rudel Wölfe in den Bergen Kanadas. Zuerst einmal gleichen der Lebensraum und die Lebensumstände in keiner Weise dem, was Sie gewohnt sind. Wölfe brauchen jede Menge Platz in Wald und Wiesen, sie haben Höhlen, aber sie schlafen auch unter freiem Himmel. Sie dagegen wohnen normalerweise in festen Häusern, in denen man vor jeglicher Witterung geschützt ist und der Wohnort ändert sich nicht sehr oft.
Dann verlangen die Wölfe auch noch von Ihnen, sich ihren Gepflogenheiten anzupassen. Wölfe wandern normalerweise den ganzen Tag von einem Ort zum andern. Immer unterwegs suchen sie nach Nahrung und Wasser. Wohingegen Sie als Mensch eher gewohnt sind, sich nur so viel zu bewegen, wie nötig und dann eher, beispielsweise auf der Couch, zu entspannen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil im Leben eines Wolfes ist die Jagd. Es wird immer im Rudel gejagt, und immer mit dem Ziel, Nahrung zu beschaffen. Anders kommen Wölfe nicht an etwas Essbares, sie müssen immer vorher etwas dafür tun. Das ist natürlich ebenfalls eineWolfsrudel völlig andere Herangehensweise, als die, wie Sie Ihr Essen bekommen. Sie kaufen einfach ein und kochen etwas, ohne jegliche körperliche Anstrengung. Oder Sie lassen sich sogar Ihr Essen vor die Haustüre liefern. Sie kennen jedenfalls nicht das Gefühl, sich verausgaben zu müssen, damit Sie essen können. Oder erst gar nicht zu wissen, ob es heute noch etwas Essbares gibt. Wenn eine Jagd erfolglos verläuft, müssen Wölfe hungern bis sich eine neue Gelegenheit zur Jagd ergibt. Das alles sind Beispiele für die unterschiedlichen Lebensgewohnheiten von Wolf und Mensch. Man könnte auch noch die Paarung und Fortpflanzung aufführen, aber ich denke, jeder versteht, dass wir Menschen so gut wie nichts mit den Wölfen gemeinsam haben.
Jetzt zurück zu der Vorstellung, dass Sie in einem Wolfsrudel leben müssten. Stellen Sie sich alle Unannehmlichkeiten vor, die ein solches Leben mit sich bringen würde. Und jetzt überlegen Sie ganz ernsthaft: Wären Sie dann glücklich? Wären Sie zufrieden und würden von sich behaupten, Sie hätten ein tolles, erfülltes Leben? Also ich nicht. Sie wahrscheinlich auch nicht, denn es geht ja auch gar nicht. Sie haben keine vier Beine, die auf etliche Stundenkilometer beschleunigen können um ein Reh zu fangen. Sie haben keine großen, scharfen Zähne, mit denen Sie das Reh töten und verzehren können. Anatomisch und auch emotional, also physisch und auch psychisch ist ein solches Leben für Sie nicht möglich. Und jetzt überlegen Sie mal, wie es Ihrem Hund geht, wenn Sie ihm ständig menschliche Verhaltensweisen zuschreiben und menschliche Reaktionen erwarten. Wir verlangen von unseren Hunden oft stundenlang in der Wohnung zu liegen, manchmal sogar ganz alleine, obwohl sie von Natur aus niemals von ihrem Rudel getrennt und normalerweise den ganzen Tag auf Wanderschaft sein würden. Wir verlangen vom ihnen, sich auf Kommando zu setzen, zu legen etc., obwohl es für sie völlig unnatürlich ist, sich zu entspannen, wenn sie nicht müde sind. Das sind zwei Beispiele, und es gibt noch jede Menge mehr.

Natürlich kann sich ein Hund anpassen. Sonst wäre er wohl kaum der beste Freund des Menschen geworden. Allerdings kann er das nur bis zu einem gewissen Grad. Wenn man seine natürlichen Bedürfnisse komplett außer Acht lässt, ist unerwünschtes Verhalten bis hin zu ernsthaften Problemen vorprogrammiert. Doch woher weiß man nun, welche individuellen Bedürfnisse ein Hund hat? Man sollte sich das Wissen nach Möglichkeit unbedingt aneignen, bevor man sich einen Hund anschafft. Es gibt viele Experten und viel Literatur zum Thema Hundepsychologie.DSC07644 Wenn man sich umfassend mit diesem Thema beschäftigt, kann man lernen, die „Hundesprache“ zu verstehen, richtig zu interpretieren und auch selbst zu „sprechen“. Man sollte in der Lage sein, die richtigen Signale zu senden, die der Hund versteht und die bei ihm die richtigen Reaktionen hervorrufen. Wenn also ein Hund, den man ruft, nicht kommt, muss das nicht unbedingt am Hund liegen. In vielen Fällen hat der Mensch einfach ein Signal an den Hund gesendet, welches er entweder gar nicht versteht, oder anders deutet, als man es möchte. Wenn der Mensch zum Beispiel mit einer bösen Stimme ruft, weil er schon dreimal gerufen hat, und sich dabei noch nach vorne beugt, sind das für den Hund ganz eindeutige Signale, diesem Menschen auf keinen Fall zu nahe zu kommen. Denn dieser knurrt und nimmt eine drohende Körperhaltung ein. Das ist nur ein einfaches Beispiel aber es gibt noch viele andere. Um seinem Hund ein wirklich glückliches und ausgeglichenes Leben bieten zu können, ist es unerlässlich, sich diese Dinge anzueignen und sie zu beherzigen. Wenn jeder Hundehalter dieses umfangreiche Wissen hätte, gäbe es viel weniger Unfälle mit Hunden und nahezu keine Verhaltensauffälligkeiten mehr. Ein glücklicher Hund, der seinen Rudelführer respektiert und ihm vertraut, wird nicht aggressiv, ängstlich oder tut sonst irgendetwas, was er nicht soll. Erst wenn diese Basis geschaffen ist, kann man anfangen, dem Hund unnatürliche Dinge beizubringen, die das Leben beim Menschen nun mal erforderlich macht. Wie zum Beispiel das Alleine bleiben oder Kommandos wie Sitz, Platz oder Bei Fuß. Hat man einen Hund, der einen als Rudelführer akzeptiert, hat man bei der Konditionierung auf Befehle keinerlei Probleme.

Wie wird man nun Rudelführer? Das ist eine sehr weitreichende Frage und man sollte sich ausführlich damit beschäftigen, aber das wichtigste ist eine immerwährende ruhige aber bestimmte Ausstrahlung, die ein Rudelführer haben muss. Im Tierreich sieht man dafür die besten Vorbilder. Ein Leitwolf würde niemals wütend auf seine Rudelmitglieder sein, oder sie bestechen. Er ist immer die Ruhe selbst und setzt seine Ansprüche nur mit Bestimmtheit durch. Auch hierfür gibt es für uns Menschen ein schönes Beispiel:Cora (22)
Sie gehen zu einem Arzt um sich Blut abnehmen zu lassen. Sie betreten das Zimmer und finden einen Arzt vor, der hektisch auf und ab geht, nervös eine Spritze sucht und insgesamt sehr aufgeregt wirkt. Würden Sie ihm vertrauensvoll den Arm hinhalten, damit er Ihnen Blut abnehmen kann? Oder aber er ist wütend und brüllt Sie an, gefälligst den Arm frei zu machen. Vielleicht ist es sogar ein ängstlicher Typ, der sehr unsicher mit der Spritze umgeht und sagt, er könnte so etwas eigentlich gar nicht, aber würde es einfach versuchen. Würden Sie solchen Ärzten vertrauen? Würden Sie tun, was sie von Ihnen wollen und ihnen Ihre Gesundheit anvertrauen?

Genau so geht es unseren Hunden oft, wenn sie vor uns stehen. Wir sind oft sehr aufgeregt oder unsicher, und wenn sie nicht gehorchen, werden wir wütend. Das sind aber genau die Energien, die wir auf keinen Fall ausstrahlen sollten, denn solchen Energien unterwerfen sich Tiere nicht. Ist ein aufgeregter Hund im Rudel, wird er von den anderen korrigiert, bis er sich entspannt und wir wundern uns, warum ein Hund nach uns schnappt. Die einzige Energie, die Hunde akzeptieren ist die ruhige und bestimmte. Ruhe ist das wichtigste, man sollte ausnahmslos immer ruhig sein. Und wenn man etwas vom Hund fordert, sollte das bestimmt erfolgen, damit er es versteht und umsetzen kann. Auf diese Weise können wir mit unseren Hunden ein wunderbares Leben führen, in dem sich alle wohlfühlen und verstehen.

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